Auf zum Nationalpark Chaloem Rattanakosin
Heute war ja eine etwas längere Tour angesagt und ging es auch dementsprechend früh los. Da es hier in der Gegend morgens doch etwas kühler ist, hatte ich mal seit langem wieder meine leichte Motorradjacke ausgepackt und angezogen. An der Brücke machte ich einen kleinen Stopp um die morgendliche Atmosphäre am Fluss zu genießen.
Nach diesem kurzen Stopp ging es zum ภูชนินทร รีสอร์ท um Katja einzusammeln, mit der ich mich ja gestern für diese Tour verabredet hatte. Dieses kleine, am Berg liegende Resort werde ich mir einmal für meinen nächsten Aufenthalt in dieser Gegend merken. Nette und hilfsbereite Besitzer, tolle Aussicht und preislich einfach unschlagbar für diese Lage.
Nach gut einer dreiviertel Stunde Fahrt kamen wir dann an die Fähre, was uns rund 25 Kilometer Strecke und eine gute halbe Stunde Fahrzeit einsparte. Zudem war es ein Erlebnis extra und für einen Technikfan wie mich natürlich ein kleines Highlight zu sehen, wie der Antrieb hier gelöst wurde. Es gab zwei große V8 Motoren, wobei jeder nur für eine Richtung zum Einsatz kam.
Nachdem wir etwas über die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, erreichten wir den Samphao Thong Chedi Viewpoint. Die Route zu diesem Aussichtspunkt im Bezirk Si Sawat zum Bezirk Nong Prue geht über viele Bergauf- und Bergabstrecken und dementsprechenden Kurven. Der Verkehr hier geht gegen 0. Die Paar Fahrzeuge, welche uns entgegenkamen hätte man an einer Hand abzählen können.
Die Aussicht von hier war einfach fantastisch und so fuhren wir nach der kurzen Pause gutgelaunt weiter.
Der Weg zum Samphao Thong Chedi Viewpoint war verglichen mit dem was dann kam ein Kinderspiel. Haarnadelkurve an Haarnadelkurve und ein ständiges auf und ab. Zudem war die Strecke aufgrund der Jahreszeit stellenweise nass und schmierig, so das ständige Konzentration von Nöten war um nicht die Kontrolle über das Bike zu verlieren. Schade, den das was ich ab und an landschaftlich erhaschen konnte, war schon sehenswert. Nun den, egal. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit kamen wir dann im Nationalpark Chaloem Rattanakosin an. Glücklicherweise war dieser Weg, bei dem ich echt mit dem Schlimmsten gerechnet hatte – Google Berichten nach eine absolute Höllenstrecke – inzwischen komplett neu gemacht und gut befahrbar, so dass wir das Ziel dann doch entspannt erreichten.
Der Chaloem Rattanakosin wurde im Februar 1980 als 17. Nationalpark eröffnet und zählt mit seinen 59 Quadratkilometer als der kleinste der Nationalparks in der Provinz Kanchanaburi.
Wir sind hauptsächlich wegen den zwei Höhlen hierher gefahren, wobei die Than Lot Noi Cave die Kleinere der Beiden ist. Es eine schöne Höhle, welche von einem Fluss durchzogen ist. Der Weg durch die Höhle ist gut ausgebaut und durch die installierten Lampen ist auch genügend Licht vorhanden um die Schönheit der Höhle zu bewundern.
Das Verlassen der Höhle ist fast schon ein magisches Erlebnis. Aus dem Dunkeln der Höhle in ein Panorama voller natürlicher Farben war ein echter Ansporn für uns, für die nun folgende Wanderung. Vom flussaufwärts gelegenen Ausgang der Höhle führte dann ein schmaler, an manchen Stellen kaum ersichtlicher Pfad, manches mal über frisch gebaute Treppen, immer weiter nach oben, bis wir den Than Lod Yai Waterfall erreichten.
Der Wasserfall hat drei Ebenen. Sie werden einfach als Tri Treung 1., 2. und 3. beschrieben. Jede der Ebene erscheint größer und kräftiger als die vorherige Ebene.
Von der 2.ten zur 3.ten Ebene saß dann ein Ranger und machte uns nochmals darauf aufmerksam, das der Weg nach der 3.ten Ebene weiter zur großen Höhle Tham Tan Lot Noi nicht passierbar und gesperrt ist. Dafür luden manche der Stellen regelrecht zum Baden ein, was wir dann auch genutzt hatten. Das Wasser war klar und herrlich erfrischend.
Natürlich versuchten wir den Weg zur oberen Höhle doch noch zu erklimmen, aber nach wenigen Metern konnte man dann sehen, das manche Stellen des Weges einfach fehlten oder auch komplett von der Natur überrannt waren. Also gingen wir zurück zum Ausgang, an welchem uns zuvor eine Rangerin erklärt hatte, das es zur Tham Tan Lot Noi einen anderen Weg gibt.
Die Tham Than Lot Yai Cave lag zwar Luftline vielleicht 100 Meter von der oberen Stufe des Than Lod Yai Waterfall entfernt, aber dieser Weg war halt unpassierbar. So mussten wir rund 30 Kilometer um den Nationalpark fahren, wobei die letzten rund 5 Kilometer eine kleine Straße war, welche durch einen dichten Bambuswald ging und dann an einem Waldtempel endete.
Leider war niemand zu sehen, den man darüber hätte um weitere Informationen bitten können, aber die Architektur erinnerte an die Teakholz-Pfosten- und Balkengebäude, welche ich schon in der Gegend von Umphang gesehen hatte. Daher nehme ich an, dass die Mönche hier entweder Angehörige des Mon- oder Karen-Stammes sind. Mit anderen Worten, wir hatte ein kleines Stück Burma gefunden, welches tief in den Bergen von Kanchanaburi, versteckt war.
Doch wegen dem Tempel waren wir ja nicht hierher gefahren sondern wegen der Tham Than Lot Yai Cave. Am Rande des Tempelgeländes befand sich auch ein hölzernes Hinweisschild dem wir dann sogleich folgten. Es ging über einen schlammigen, teils mit modrigen Holzplatten ausgelegten Pfad durch dichtes Gestrüpp, ständig verfolgt von den kleinen Mücken. Die stechen zwar nicht, aber fliegen grundsätzlich direkt vor den Augen und dem Mund herum. Echt extrem nervig.
Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, wenn man ein besonderes Naturdenkmal sehen will. Nach einigen weiteren Minuten erreichten wir dann den „Eingang“ der Höhle. Eingang an sich passt hier irgendwie nicht ganz, da es sich um einen riesige Torbogen mit rund 80 Meter Höhe war. In der Mitte des Bogens ist dann noch ein großer Durchbruch, der das Licht ins Tal fallen lässt. In Worte lässt sich das Bild echt schwer beschreiben. Unter dem Bogen war dann noch eine kleine Gedenkstätte mit diversen Buddha Statuen aber auch einem Schrein für die hinduistische Gottheit Ganesha.
Diese Höhle muss wohl in vergangenen Zeiten irgendwann mal die Grenze zwischen zwei unterschiedlichen Glaubensrichtungen gewesen sein.
Es war klar, dass wir eine andere Welt betraten, nicht nur des Glaubens, sondern auch des Raums und der Zeit. Über Jahrtausende hinweg hat das Schicksal dieser Gottheiten und der Religionen, welche sie repräsentieren, zu- und abgenommen. Je nachdem welche Armeen kamen und gingen. Da sowohl Buddhismus als auch Hinduismus relativ tolerante Glaubenssysteme sind, haben die Menschen, welche heute hier leben, die Anwesenheit alter und fremder Götter als Teil ihres Alltags akzeptiert, ebenso wie sie die vorbuddhistischen animistischen Wesen akzeptieren, welche die Geisterhäuser vor ihrer Haustür bewohnen. Warum können nicht alle Religionen so miteinander umgehen ?
Ein Stück weiter entdeckten wir dann den ehemaligen Ausgang des Weges, welcher uns von unten versperrt war. Auch von hier oben konnten wir dann deutlich sehen, das da kein Durchkommen gewesen wäre.
Nachdem wir eine Weile das Wunder der Natur betrachtet hatten, machten wir uns dann, glücklich all unsere geplanten Punkte erreicht zu haben, auf den Heimweg.